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Markus Müller-Drexel ist CEO der Interseroh+ GmbH - Quelle: Interseroh+ GmbH

Markus Müller-Drexel ist CEO der Interseroh+ GmbH - Quelle: Interseroh+ GmbH

Verpackungsrecht

Nachhaltiger Kreislauf

Die EU-Kommission überarbeitet derzeit das geltende Verpackungsrecht. Mehr wiederverwertbare Verpackungen, mehr recycelte Materialien etc. – die Pläne sind ambitioniert. Markus Müller-Drexel, CEO der Interseroh+ GmbH in Köln, sagt, worauf sich die Industrie einstellen muss:

markenartikel: Die EU-Kommission hat im vergangenen Herbst einen Vorschlag für die Überarbeitung des Verpackungsrechts vorgelegt. Warum war die Überarbeitung der bestehenden Verpackungs-Richtlinie überhaupt notwendig?
Markus Müller-Drexel: Die Kreislaufwirtschaft und insbesondere auch der Bereich der Verpackungswirtschaft stellen wichtige Teile des europäischen Green Deals dar. Ziel ist es, europaweit eine Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft zu erreichen und so zu einem klimaneutralen Europa beizutragen. Betrachtet man den stetigen Wandel des Konsumverhaltens und die immer noch europaweit steigenden Mengen an nicht rezyklierten Verpackungsabfällen einerseits und die Ergebnisse des sogenannten Frühwarnberichtes der Kommission aus Juni 2023 andererseits, wird deutlich, dass es einer europaweiten Überarbeitung der gesetzlichen Vorgaben zum Umgang mit Verpackungen bedarf. Laut dem Bericht der Kommission laufen die meisten Mitgliedstaaten Gefahr, die Zielvorgaben für die Vorbereitung zur Wiederverwendung und das Recycling von Siedlungsabfällen für 2025 zu verfehlen.

markenartikel: Wie sieht es hierzulande aus?
Müller-Drexel: Auch für Deutschland, wo wir derzeit nach dem EU-Bericht davon ausgehen, dass die gesetzlichen Ziele erfüllt werden, sehen wir die Notwendigkeit bereits beim Verpackungsdesign die Ausrichtung auf ein späteres Recycling stärker zu implementieren und einen nachhaltig funktionierenden Markt für Sekundärrohstoffe zu etablieren.

markenartikel: Der Kommissionsentwurf ist nicht unumstritten. Der Vorschlag beinhaltet ehrgeizige Ziele zur Abfallreduzierung sowie Anforderungen an wiederverwertbare Verpackungen und recycelte Materialien. Das Europäische Parlament und die Mitgliedstaaten der EU sitzen nun an der Überarbeitung. Was sind bzw. waren aus Sicht der Industrie die wichtigsten Punkte, bei denen es Änderungsbedarf gibt?
Müller-Drexel: Wie in jedem politischen Diskurs gilt es Kompromisse zu finden – zwischen den ehrgeizigen Zielen des Gesetzgebers und den Anforderungen an ein funktionierendes und wirtschaftlich sinnvolles System. Insgesamt ist der aktuelle Vorschlag in vielen Teilen äußerst ambitioniert, mit hohen Anforderungen an die Verpackungsgestaltung, die Quoten für den Einsatz von Rezyklaten, die Reduzierung von Verpackungsmengen und den Aufbau von Wiederbefüllungs- und Wiederverwendungssystemen. Aus der Sicht der Industrie wird befürchtet, dass diese Ziele und Anforderungen nicht erreichbar sind und zu höheren Kosten für die Unternehmen und die Verbraucher führen werden. Aktuell wird an Kompromissen gearbeitet, die insbesondere zum Ziel haben, die Rezyklateinsatzquoten und die Vorgaben zur Wiederbefüllung und Wiederverwendung moderat anzupassen.

markenartikel: Und wo sehen Sie noch Anpassungsbedarf?
Müller-Drexel: Aus unserer Sicht wurden das Verhältnis von mechanischem zum chemischen Recycling sowie die Frage nach einer ökobilanziellen Rechtfertigung für die Wiederverwendungsvorgaben insbesondere von Transportverpackungen noch nicht hinreichend diskutiert. Die Gestaltung von Verpackungen muss sich unbedingt an der mechanischen Recycelbarkeit ausrichten, wenn es zu einer Erhöhung der Recyclingquoten und der Verbesserung der Ausbeute des Recyclings kommen soll. Dies sollte ausdrücklich in der Verordnung verankert werden. Verfahren des chemischen Recyclings können dann eine sinnvolle Ergänzung für all diejenigen Verpackungen darstellen, die sich nicht mechanisch recyceln lassen und ansonsten verbrannt werden müssten.

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markenartikel: Es gibt also noch einiges zu besprechen?
Müller-Drexel: Ja. Sowohl Mehrweg- als auch Einwegsysteme können unter Umständen sinnvoll sein. Gut konzipierte Mehrwegsysteme können in bestimmten Bereichen dazu beitragen, Ressourcen und Material zu sparen. Allerdings sollten Mehrwegsysteme nur dann eingesetzt werden, wenn sie auch tatsächlich umweltfreundlicher sind als bestehende (Recycling-)Systeme. Dies ist insbesondere bei den ambitionierten Quotenvorschlägen für Transportverpackungen fraglich. Abschließend würden wir uns über ein noch klareres Bekenntnis in dem Entwurf für wettbewerbliche Lösungen in ganz Europa freuen, da wir davon überzeugt sind, dass sich nur so die besten Lösungen herausbilden und durchsetzen können.

Die endgültige Fassung der Verordnung soll bis 2024 vorliegen, ihre Umsetzung 2025 beginnen. Worauf sich die Industrie dann voraussichtlich einstellen muss, welche Herausforderungen er mit Blick auf den verstärkten Einsatz von PCR-Material sieht, wie es gelingen kann, die Ziele beim Thema Rezyklat zu erfüllen, was er über die erweiterte Herstellerverantwortung denkt und inwieweit die Anforderungen auch eine Chance sind, dem Ziel einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft näher zu kommen, lesen Sie im vollständigen Interview mit Müller-Drexel in markenartikel 11/23Zur Bestellung geht es hier.

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vg 11.12.2023